Sexualbegleitung, Beispiele aus der Praxis

Fiktive Beispiele mit fiktiven Charakteren sollen Ihnen verdeutlichen, welche Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten der Sexualbegleitung es gibt:

Stefan, 30, blind, erste Freundin

Stefan ist blind und hat erstmals eine Freundin. Er hat zwar Aufklärungsunterricht in der Schule gehabt, aber aufgrund seiner Behinderung kann er sich keine Vorstellung davon machen, wie ein weiblicher Körper aussieht. Stefan wünscht sich eine „Übungsfrau“, mit der er den weiblichen Körper erkunden kann, damit er im Umgang mit seiner Freundin sicher wird.

Dirk, 55 Jahre, geistig beeinträchtigt

Dirk lebt in einer stationären Einrichtung mit mehreren Bewohnern. Dirk kann seine Sexualität nicht einordnen und steht häufig mit heruntergelassener Hose auch vor anderen Bewohnern auf dem Flur und befriedigt sich selbst. Die Pflegerinnen fühlen sich mit der Situation unwohl und melden die Situation an die Einrichtungsleitung. Die Einrichtung sucht daraufhin Hilfe bei einer Sexualbegleiterin, um einen Weg zu finden, wie Dirk seine Wünsche in einem anderen Rahmen ausleben kann.

Frank, 65, sexuelle Orientierung

Frank lebt zuhause und ist nicht beeinträchtigt. Frank ist unsicher, da er nach ausschließlich heterosexuellen Beziehungen immer häufiger homoerotische Träume hat. Er weiß nicht, ob er vielleicht doch eine andere sexuelle Orientierung hat. Frank wünscht sich daher eine Begegnung mit einem Sexualbegleiter, um sich seiner sexuellen Neigung sicher zu werden.

Corinna, 40, schüchtern

Corinna, ist nicht beeinträchtigt. Corinna lebt noch bei ihren Eltern, die sie zudem pflegen muss. Sie hat deshalb keine Zeit, Freundschaften aufzubauen oder eine Partnerschaft zu beginnen. Daher hat Corinna noch keine sexuellen Erfahrungen gemacht und wünscht sich, in einem geschützten Rahmen mit einem Sexualbegleiter endlich ihre ersten Erfahrungen machen zu können, ohne dass sie dafür erst einen Partner finden müsste.

Natalie, 25, erlebter Missbrauch

Natalie hat nach einer Missbrauchserfahrung mehrere Jahre keine Nähe zulassen können. Sie möchte sich in einem geschützten Raum und mit einem achtsamen, nur auf ihr Wohl bedachten Begleiter langsam wieder dem Thema Nähe, Berührung und Sexualität annähern.

Johann, 75, verwitwet

Johann lebt in einem Seniorenheim. Seine Frau, mit der er von Zeit zu Zeit noch Nähe und Körperlichkeit gelebt hat, ist vor 5 Jahren gestorben. Johann vermisst körperliche Nähe und wünscht sich eine individuelle und persönliche Begegnung mit einer Frau, um einmal wieder Zärtlichkeit erleben zu können.

Malte und Jule, Paar, beide Anfang 30, Assistenzbedarf

Malte und Jule, beide von körperlichen Behinderungen betroffen, haben sich als Paar in einer Einrichtung gefunden. Sie würden gerne Sexualität miteinander leben und haben beide schon in früheren Beziehung mit nicht-behinderten Menschen Sexualität erleben können. Da nun beide behindert sind, schaffen sie es körperlich nicht, Sexualität gemeinsam umzusetzen. Sie benötigen daher eine Sexualassistenz, die dabei hilft, dass die Körper so zueinander Position einnehmen, dass zum Beispiel Geschlechtsverkehr möglich ist.

Johanna, 55, Einrichtungsleiterin

Johanna ist Einrichtungsleiterin in einer Einrichtung für geistig Behinderte. Pfleger haben sie darüber informiert, dass sie sich nicht sicher sind, ob ein Paar, was sich in der Einrichtung gefunden hat, eine gesunde Sexualität auf Augenhöhe leben kann. Sie haben den Eindruck, dass sich die Frau in der Partnerschaft körperlich nicht wohl fühlt, sind aber nicht in der Lage, bei einer Begegnung des Paares anwesend zu sein. Johanna wünscht sich von den Begleitern, dass sie das Paar beraten und schulen, wie sie miteinander achtsam und zugewandt umgehen, ohne dass es bei ihren Treffen zu schlechten Gefühlen für das Paar kommt.

Dies sind fiktive, aber durchaus realistische Szenarien, die in der Sexualbegleitung auch in weiteren Kombinationen vorkommen können. Die Beispiele sind bei weitem nicht vollständig – wenn Sie sich mit Ihren Wünschen, Träumen oder Problemen hier nicht wiedergefunden haben, scheuen Sie sich trotzdem nicht, uns anzusprechen. Wir gehen auf Ihre Vorstellungen wert- und vorurteilsfrei ein und überlegen, ob wir gemeinsam eine Lösung für Sie finden können.